Das Gustav Weisskopf Museum in Leutershausen
Offiziell werden die Gebrüder Wright mit dem ersten Motorflug der Geschichte – welchen diese angeblich im Jahre 1903 durchführten – in Verbindung gebracht. Doch gebührt diese Ehre vielmehr dem aus Deutschland kommenden US-Einwanderer Gustav Weisskopf, der bereits am 3. Juni 1901 einen Motorflug über eine Distanz von rund 2,4 Kilometer erfolgreich absolvierte, wie er selbst am 10. Januar 1902 zur Weltausstellungs-Anmeldung in St. Louis schrieb.

Die von Gustav Weisskopf konstruierte „Nr. 21“ besitzt alle grundlegenden Merkmale moderner Flugzeuge, konnte sich daher mühelos in die Lüfte erheben. Das dazu nötige Wissen hat sich Gustav Weisskopf in seiner Tätigkeit als Mechaniker beim Bau von Wetterdrachen und Gleitseglern angeeignet. Zudem besaß er Fachliteratur anderer Flugpioniere, aus denen er sich Anregungen holte.
Hinweis:
Die im Artikel in Klammern [Min:Sec] gesetzten Zeitangaben beziehen sich auf die am Artikelende zu findende Arte-Dokumentation. Damit können fragliche Stellen im Film rasch gefunden werden.
Wer sich nach Leutershausen aufmacht, kann im dortigen Gustav Weisskopf Museum nicht nur einen flugfähigen Nachbau des „Condor“ beziehungsweise der „Nr. 21“ bewundern, sondern auch jede Menge Fakten zum Erbauer Gustav Weisskopf – einem besonderen Menschen und Flugzeugpionier – erfahren.
Staunend muss man nach Lektüre der im Museum zusammengestellten Bilder, Texte, Grafiken und Patentzeichnungen feststellen, dass die Geschichte vom weltweit ersten Motorflug grob verfälscht und manipuliert erzählt wird. Obwohl zahlreiche Fotos und Zeitungsartikel nachweisen, dass Gustav Weisskopf sich erfolgreich im Bau von einfachen Flugzeugen und Motoren betätigte, werden von den Gegnern – wie etwa ausgerechnet einem der Brüder Wright – dessen Erfolge bestritten.
Doch die Beweise, dass nicht die Gebrüder Wright den ersten Motorflug absolvierten, sondern Gustav Weisskopf zuerst ein motorbetriebenes Flugzeug flog, sind erdrückend.
So gibt es im Museum beispielsweise einen alten Zeitungsbericht des angesehenen Bridgeport Sunday Herald zu sehen, in dem berichtet wird, dass am 14. August 1901 Gustav Weisskopf einen erfolgreichen Flug absolvierte, wobei das Fluggerät eine Höhe von 50 Fuß erreichte, was rund 15 Meter entspricht. Auslöser für den Besuch des Lokalreporters von Bridgeport Sunday Herald bei Weisskopf war wohl ein bereits im Juni 1901 veröffentlichter Artikel des Wissenschaftsmagazins „The Scientific American“, das einen Bericht über die „Nr. 21“ von Gustav Weisskopf veröffentlichte, woraufhin weitere Zeitungen darüber berichteten.
Der Reporter des Bridgeport Sunday Herald berichtete auch, dass der Flugapparat mit einem motorisierten Radantrieb ausgestattet war, wodurch Weisskopf die „Nr.21“ bequem auf ein geeignetes Flugfeld lenken konnte, wo die gefalteten Flügel ausgebreitet und die Startvorbereitungen vorgenommen wurden. Dieser Radantrieb habe zudem geholfen, die Maschine zu beschleunigen. Um abzuheben hat Weisskopf den zweiten Motor für den Propellerantrieb gestartet.
Dass es ihm gelang, funktionsfähige Motoren zu bauen, dokumentieren zudem einige Bilder im Museum. Auf einem Bild aus dem Jahre 1903 ist er mit einem von ihm entwickelten Zweitaktmotor zu sehen, der 12 PS leistet und mit 54 Pfund (rund 25 Kilogramm) so leicht war, dass er ihn mühelos heben konnte.
Seine Motoren waren sehr angesehen, wurden daher gerne von anderen Flugpionieren verwendet, da er diese auch verkaufte. Unter den Käufern war beispielsweise Thomas Scott Baldwin, der 1904 das erste lenkbare Luftschiff der USA entwickelte und damit die erste öffentliche Fahrt am 3. August 1904 im Rahmen der Weltausstellung Louisiana Purchase Exposition unternahm.
In einem im Museum ausgestellten Zeitungsausschnitt der Wiener Luftschiffer-Zeitung schrieb der Reporter Artur Boltzmann im Rahmen der Weltausstellung in St. Louis am 25. September 1904 unter anderem… “In einem angrenzenden Schuppen hat Herr Balduin aus San Francisco seine Werkstatt aufgeschlagen. Das Gondelgerüst seines Ballonluftschiffes ist aus Holzstangen mit dreieckigem Querschnitt gebildet. Der Whitehead-Motor aus Bridgeport, Conn., U.S.A. ist bereits eingebaut und es wird nur mehr an der Schraube gearbeitet, die an das Ende der langen Welle angesetzt wird.“
Diese Tatsachen sollten Orville Wright eigentlich posthum erröten lassen angesichts der massiven Angriffe, die er unberechtigter Weise gegen Gustav Weisskopf als Reaktion auf den Readers Digest-Artikel niederschrieb.
Wichtig zu wissen ist zudem, dass Gustav Weisskopf in der Zeit zwischen 1895 und 1897 eine Anstellung als Mechaniker bei der in Boston gegründeten Gesellschafft zur Förderung der Luftfahrt gefunden hat. Dort baute er zusammen mit dem Techniker Albert Horn einen Schlagflügelgleiter, dessen Flügel sich durch Armbewegungen auf und ab bewegen ließen. Zudem bauten die beiden Mechaniker für die Gesellschafft einen Gleiter nach dem Vorbild Otto Lilienthals, mit dem Gustav Weisskopf auch Gleitflüge gelangen.
Absolut wissenswert ist zudem, dass Gustav Weisskopf nach dem Umzug nach Pittsburg/Pennsylvania im Jahre 1899 eine Anstellung in einem örtlichen Stahlwerk fand [18:16]. Dort hat er in der Nacht Leichtgewichtsmotoren für seine Gleitflugzeuge gebaut. Und jetzt kommts: Bereits 1899 war er so weit, dass er in diesem Jahr mit einem Flugzeug eine Straße entlangflog, doch leider gegen ein Haus prallte [18:34]. Wäre dies nicht passiert, würde wohl heute in den Geschichtsbüchern stehen, dass bereits 1899 der erste Motorflug glückte!
Für diesen Flug gibt es sogar einen Zeugen: Stella Randolph interviewte damals im Rahmen ihrer Weisskopf-Recherchen den Mechaniker Louys Darvarich [19:09], der angab, dass er damals mit auf der Maschine war, als Weisskopf flog und in ein Gebäude prallte!
Dies ist nochmals ein handfester Beweis, dass Gustav Weisskopf ein Genie war, der sowohl den Flugzeugbau, als auch den Motorenbau beherrschte. Die Behauptungen von Orville Wright aus dem Jahre 1945, Weisskopf sei nicht in der Lage gewesen, Flugzeugmotoren zu bauen, dieser vielmehr ein Träumer gewesen sei, sind daher an Ehrabschneidung nicht mehr zu überbieten.
Dagegen sind die „Beweise“ für den Erstflug der Gebrüder Wright mehr als fragwürdig. So wurde zum Beispiel erst im Jahre 1908, also satte fünf Jahre nach dem angeblichen Erstflug im Jahre 1903, ein Foto veröffentlicht, das den damaligen Erstflug zeigen soll [26:27]. Dieses Foto hat der amerikanische Konstruktions- und Flugleistungsingenieur Joe Bullmer, der für das US-Verteidigungsministerium arbeitete, als sehr fragwürdig eingestuft. Er spricht nur von „einem Sprung in die Luft“ und nicht von einem Flug. Er bemängelt, dass auf dem Foto das Höhenruder voll aufgestellt ist, was einen rauf- runter-Flug mit anschließendem Aufprall auf den Boden zur Folge hat. Somit kann nicht von einem erfolgreichen Flug gesprochen werden [26:58].
Hinzu kommt, dass Nachbauten im Jahr 2003 nicht flogen und zwei Personen sogar starben, als diese versuchten, einen Wright-Nachbau von 1903 in die Luft zu bekommen [31:31]! Niemand hat je erfolgreich diesen 4. Flug der Wrights wiederholt! Alleine dies sind starke Indizien, dass der von den Gebrüdern Wright beanspruchte Erstflug im Jahre 1903 nicht stattgefunden hat.
Ein zweites, ebenfalls 1908 veröffentlichtes Foto ist für Joe Bullmer am problematischsten. Es zeigt angeblich den vierten entscheidenden Flug. Doch sind die Propeller auf dem Bild klar erkennbar, was bedeutet, dass sich diese nicht drehen! Der Experte vermutet, dass sich das Flugzeug entweder auf dem Boden befand, höchstens jedoch 30 cm von diesem entfernt ist. Es befindet sich demnach nahe der Endposition des Fluges. Die Wright-Brüder behaupteten, dass das Flugzeug 260 Meter in 59 Sekunden geflogen sei. Messungen zeigten jedoch, dass sich das Flugzeug nur zwischen 91 und 104 Meter vom Abflugpunkt befindet [28:12]!
Ganz anders im Falle Gustav Weisskopf: Bis in die 1970er Jahre wurden von Stella Randolph insgesamt 17 Augenzeugen ausfindig gemacht, die die Flüge von Weisskopf bestätigten [41:00]. Darunter war auch Anton Pruckner, der bei Gustav Weisskopf angestellt war und ihm beim Bau von Motoren und Maschinen, die schwerer als Luft sind, zu helfen. Er war anwesend und hat assistiert, als Weißkopf eine Maschine, angetrieben von einem Motor, geflogen ist [41:13]!
Bemerkenswert ist zudem, dass die Nachbauten der Nr. 21 sowohl in den USA (Nr. 21 A) wie auch das im Gustav Weisskopf-Museum ausgestellte Exemplar (Nr. 21 B) sich problemlos fliegen ließen. Den Beweis liefern Videoaufnahmen aus dem Jahr 1986 [13:51] und 1998 [Video 2].
Angesichts der erdrückenden Fakten stellt sich die Frage, warum sich Smitsonian Institution weigert, Weisskopf als Erstflieger anzuerkennen.
Der skandalöse Grund ist ein hinter verschlossenen Türen geschlossener Vertrag aus dem Jahre 1948, der erst 1978 öffentlich bekannt wurde. Dieser legt genauesten fest, welche Haltung das Museum einzunehmen hat, wem der erste Motorflug gelang [46:10]. Er verpflichtet das Museum dazu, dass es niemals behaupten darf, dass jemand vor den Wrights der erste Motorflug gelang.
Es ist schlicht ein Skandal, dass ein Museum per Vertrag gezwungen wird, die Geschichte des motorisierten Erstfluges verfälscht wiederzugeben, nur damit man in den Besitz des Originalflugzeugs der Wrights aus dem Jahre 1903 kommt.
Der Vertrag im Wortlaut:
Die Übersetzung des Vertrags lautet:
„Weder die Smithsonian Institution noch ihre Nachfolger, noch irgendein Museum oder eine andere Agentur, Behörde oder Einrichtung, die für die Vereinigten Staaten von Amerika von der Smithsonian Institution oder ihren Nachfolgern verwaltet wird, darf eine Erklärung oder ein Etikett in Verbindung mit oder in Bezug auf ein Flugzeugmodell oder -design aus einer früheren Zeit als dem Wright-Flugzeug von 1903 veröffentlichen oder deren Anzeige zulassen, in dem behauptet wird, dass ein solches Flugzeug in der Lage war, einen Menschen aus eigener Kraft in einem kontrollierten Flug zu befördern. Die Nichtbeachtung dieser Bedingung durch das Smithsonian führt gemäß Absatz vier des Vertrags zur Rückgabe des „Flyer“ an die Verkäufer.“
Die Weltöffentlichkeit erwartet gerade von einem Museum, zu erfahren, wer was wann als erster erfunden, entdeckt oder gebaut hat. Alles andere ist zutiefst unethisch und beleidigend für alle Erstentdecker.
Wie sich zeigt, sind Beweise im Überfluss vorhanden, die aufzeigen, dass alleine Gustav Weisskopf die Ehre gebührt, in den Geschichtsbüchern als derjenige Mensch genannt zu werden, dem es zuerst gelang, sich mithilfe eines motorisierten Flugzeugs in die Lüfte zu erheben.
Aufgrund dieser vielen Beweise hat bereits im Jahre 1968 der US-Bundesstaat Cennecticut Gustav Weisskopf als Vater der Luftfahrt anerkannt [12:36] und im Buch IHS Jane´s All the World´s Aircraft von 2013 wurde in der 100ten Ausgabe richtiggestellt [45:29], dass nicht die Gebrüder Wright die ersten waren, die sich mit einem motorbetriebenen Flugzeug in die Lüfte erhoben, sondern Weisskopf der erste Motorflieger der Welt war!
Zeit also für Smitsonian Institution den gemachten Fehler anzuerkennen und eine Korrektur zugunsten Gustav Weisskopf vorzunehmen, auch wenn dieser Schritt den Verlust des originalen Wright-Flugzeugs aus dem Jahre 1903 bedeuten würde.
Ergänzung:
Um das Jahr 1911 hat sich Gustav Weisskopf dem Bau eines Multikopters zugewandt und einen Prototyp gebaut, der über 60 Hubpropeller verfügte. Der Entwurf erinnert frappant an heutige moderne Drohnen und Flugtaxis, die ebenfalls über mehrere Propeller verfügen. Im Museum ist sogar ein originaler Propeller des damaligen Fluggeräts zu sehen.