Am Puls der Zeit
Digitaler Zwilling: Afag zeigt die Möglichkeiten
Für virtuelle Inbetriebnahmen benötigen Maschinenbauer zuverlässige und genaue Modelle aller in den Anlagen eingesetzten Komponenten. Das hat Handlingspezialist Afag erkannt und arbeitet an digitalen Zwillingen seiner Produkte. Ein erstes Demonstrationssystem zeigt die Vorteile der neuen Technik.
Der erste Smartgreifer SGE-40-P-IOL nimmt einen roten Bauern auf und zieht ihn auf ein neues Feld. Anschließend setzt sein Gegenspieler, ein zweiter Greifer dieser Baureihe, präzise eine blaue Figur. Alle Bewegungen der Afag-Komponenten lassen sich parallel auf einem Monitor verfolgen. „Das ist keine bloße Simulation der Spielzüge“, erklärt Klaus Bott, CTO der Afag Group, das Pilotprojekt.
„Die Steuerungssoftware bildet die tatsächlichen Bewegungen der Anlage in der virtuellen Welt ab.“ Möglich wird dies durch digitale Zwillinge aller eingesetzten Module. „Unsere Projektpartner, die Softwarehersteller CADENAS und ISG, haben dafür die sowieso schon in der CADENAS-Datenbank vorliegenden dreidimensionalen CAD-Daten um die tatsächlichen technischen Eigenschaften, sogenannte Verhaltensmodelle, erweitert. So entsteht ein wirklichkeitsgetreues Bild der Bewegungen“, führt Bott aus.
Doch warum dieser Aufwand? Mit diesem Pilotprojekt will Afag die Möglichkeiten aufzeigen und demonstrieren, dass ihre Entwicklungen am Puls der Zeit sind. „Die vergangenen Jahre haben es deutlich gemacht – die Möglichkeit, Anlagen virtuell und remote in Betrieb nehmen zu können, wird für Maschinenbauer immer wichtiger“, erklärt der CTO. Grundlage dafür sind digitale Zwillinge, sozusagen 4D-Modelle aller eingesetzten Komponenten, die deren Verhalten weitestgehend realitätsnah abbilden. Ziel ist, dass der Anwender diese Verhaltensmodelle künftig einfach und bequem aus dem ISG-Twinstore downloaden und in seine Simulationssoftware integrieren kann. Damit gestaltet er seine virtuelle Inbetriebnahme so realistisch wie möglich.
Bis dahin ist es noch ein weiter Weg – aktuell sind in der Industrie weder das Datenformat noch die Verwaltungsschale (AAS) durchgehend standardisiert. „Ich bin aber zuversichtlich, dass sich da bald eine Lösung findet. Wir begleiten die Entwicklung jedenfalls flexibel und im Rahmen unserer Möglichkeiten“, sagt Bott. „Bis in zwei, drei Jahren wollen wir digitale Zwillinge unseres kompletten Sortiments anbieten.“