Vorteilhafte Lösungen für das Randschichthärten

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Beratungskompetenz und Verfahrensbandbreite als Erfolgsfaktoren

Bei vielen industriell eingesetzten Bauteilen wird eine Kombination aus zähem Kern und harter Randschicht benötigt, damit sie den Beanspruchungen im Einsatz besser standhalten können. Das Härten erfolgt durch schnelles Aufheizen der Oberfläche mit anschließender schneller Abkühlung. Hierfür stehen unterschiedliche Verfahren zur Verfügung. Je nach Bauteil und Aufgabenstellung weisen diese spezifische Vor- bzw. Nachteile auf. Das personell wie auch anlagentechnisch gut ausgestattete Kompetenzzentrum der Härterei Gerster AG berät Interessenten bei der Wahl und Auslegung von optimal auf die Aufgabenstellung angepassten Lösungsstrategien.

„Beim Randschichthärten wird die oberflächennahe Randschicht von Bauteilen aus Stahl in einem definierten Bereich bis zu einer bestimmten Tiefe austenitisiert und anschließend schnell abgekühlt“, erläutert Beat Reinhard, Leiter Verfahrenstechnik und Entwicklung der Härterei Gerster AG in Egerkingen (Schweiz). Im Unterschied zu Ofenverfahren wie dem Einsatzhärten müsse beim Randschichthärten nicht das gesamte Volumen aufgeheizt werden. Das spare in erheblichem Umfang Energie.

Die Behandlung müsse jedoch individuell auf die Gegebenheiten des Teils abgestimmt werden, wofür fallweise nicht nur der Härteprozess an sich, sondern zusätzlich auch die vor- und nachgeschaltete Wertschöpfungskette zu berücksichtigen sei. Der 1950 gegründete mittelständische Familienbetrieb Gerster mit rund 110 Mitarbeitern verfüge auf diesem Gebiet dank langjähriger Erfahrung über umfassendes Knowhow und könne seinen Kunden deshalb kostensparende Lösungen anbieten.

Zudem habe man seit Jahrzehnten kontinuierlich in diese Technologien investiert. Hinzu kommen zahlreiche Vorrichtungen sowie teils selbst entwickelte Automatisierungssysteme. Auch personell sei man sowohl auf Mitarbeiterebene als auch beim Leitungspersonal breit aufgestellt und dementsprechend leistungsfähig und reaktionsschnell.

Beispiel: Kurvenscheibe für einen Maschinenbaubetrieb

„Welche Vorteile sich durch eine Optimierung des Härteverfahrens ergeben können, zeigt das Beispiel einer Doppelkurvenscheibe für einen Maschinenhersteller“, ergänzt Micha von Felten, Projektingenieur bei Fa. Gerster. Hierbei handelt es sich um ein Verschleißteil für Textilmaschinen, das ständig am Lager gehalten werden muss. Früher wurde es in einem aufwendigen Verfahren zunächst geschmiedet und mechanisch vorbearbeitet. Anschließend wurde die Scheibe komplett gehärtet und kostenintensiv geschliffen. Die Vorratshaltung dieser teuren Teile band viel Kapital im Lager.

In Zusammenarbeit mit dem Kunden wurde ein alternativer Prozesspfad entwickelt. Zum Aufgabenbereich der Härterei Gerster AG gehörte dabei die Unterstützung bei der Überprüfung und anschließenden Optimierung des gesamten Herstellprozesses sowie die Auswahl des optimalen Härteverfahrens aus dreizehn Grundverfahren. Anschließend wurde der Härteprozess gewählt und auf die Anwendung – u.a. Lage der Härte- und Schlupfzonen – abgestimmt.

Im Ergebnis verringerte sich der Kostenaufwand für die Herstellung mit dem neuen Prozess um rund 50 %. Nach dem Schmieden und der Bearbeitung auf Fertigmaß wird die Kurvenscheibe jetzt nur noch im Bereich der Laufflächen mit dem Laserverfahren gehärtet und anschließend mittels Gleitschleifen gefinisht. Den entscheidenden Anteil an der Kostenminderung hatte das Weglassen des teuren CNC-Schleifens. Hinzu kamen noch weitere wesentliche Vorteile: Die Wiederbeschaffungszeit verringerte sich von 80 auf 20 Tage, die Losgröße konnte von 100 auf 50 Stück gesenkt werden und die Kapitalbindung im Lager ging um 75 % zurück.

Vor- und Nachteile der drei wichtigsten Verfahren

„Die drei bei uns hauptsächlich eingesetzten Verfahren zur Randschichthärtung sind das Flammhärten, das Induktionshärten sowie das Härten mithilfe des Lasers“, erklärt B. Reinhard. Das Flammhärten mit Gasbrennern ist das älteste Verfahren und hat immer noch rund 10 % Anteil an den bei Gerster durchgeführten Randschichthärte-Behandlungen. Da die Wärme der Gasbrenner von der Oberfläche her ins Innere der Bauteile eindringen muss, sind die Prozesszeiten bei größeren Einhärtungstiefen entsprechend lang. Die Leistung ist jedoch durch Einsatz von mehr Brennern gut skalierbar. Das Verfahren eignet sich besonders gut für Bauteile mit größeren Abmessungen und bei größeren Einhärtungstiefen (In speziellen Fällen können das auch mal 40 mm sein). Zur Abschreckung kommen je nach Einsatzfall Wasser, Polymergemische, Öl, Schutzgas oder Druckluft zum Einsatz.

Das Induktionshärten erfolgt mit Induktoren (Spulen) zur Übertragung von Energie mit Frequenzen zwischen 10-1200 kHz. Die Wechselfelder bringen mithilfe der formangepassten Induktoren Energie direkt ins Innere des Werkstoffs ein. Dadurch erfolgt das Aufheizen schneller als beim Flammhärten. Die Einhärtungstiefe kann bis zu 5 mm betragen. Der Prozess lässt sich elektronisch äußerst präzise und wiederholgenau steuern und ist dadurch sehr gut beherrschbar. Abgeschreckt wird mit den gleichen Medien wie beim Flammhärten.

Domäne des Laserhärtens ist das Erzeugen von örtlich sehr genau definierten, vergleichsweise dünnen (typischerweise ca. 1 mm tief) gehärteten Oberflächen. Der energiereiche Laserstrahl bewirkt eine extrem schnelle Erwärmung der Oberflächenschicht, die vom kalten Materialinneren dann äußerst rasch wieder abgekühlt wird. So entsteht eine Härteschicht mit sehr feinkörnigem Martensit. Eine Anlassbehandlung istüblicherweise nicht erforderlich und die Teile erleiden nur minimalen Verzug. Das Verfahren ist hoch produktiv und damit kostengünstig. Der Laserstrahl wird durch einen Roboter hochpräzise geführt, so dass die Härtung nur in genau definierten Bereichen erfolgt. Bei Einsatz von Schutzgas bleiben die Oberflächen zudem blank.

Erfolgsfaktor Prozesskompetenz

„Das Randschichthärten erfordert stets eine teilespezifische Anpassung des Prozesses“, weiß M. von Felten. Deshalb gebe es so gut wie nie „Patentlösungen von der Stange“. Dazu sei die Bandbreite der Geometrien, der Werkstoffe und der geforderten Eigenschaften einfach zu groß. Hinzu kämen kaufmännische Gesichtspunkte wie Stückzahlen, Logistikanforderungen sowie die Herstellung teilespezifischer Vorrichtungen oder sogar kompletter Anlagen z.B. für das Flammhärten von Rundteilen mit großen Abmessungen. Voraussetzung für die Findung einer technisch wie kostenmäßig optimalen Lösung sei daher vor allem viel Erfahrung. Häufig gehöre dazu auch die Realisierung spezieller Vorrichtungen oder individueller Handling- bzw. Automatisierungslösungen. Bei größeren Auftragsvolumina oder auch aufgrund von speziellen Anforderungen macht es manchmal Sinn, den Härteprozess direkt in die Produktionslinie eines Kunden zu integrieren. Gerster steht diesen Anliegen offen gegenüber und unterstützt solche Verlagerungen im Rahmen der „Gerster Support Services“. So kann der Kunde bei Bedarf sogar eine Rückabsicherung vereinbaren, falls es in seiner eigenen Anlage zu Problemen oder Engpässen kommen sollte.

Ergänzend zu seinen flexiblen und leistungsfähigen internen Abteilungen für Konstruktion, Beratung, Prozessentwicklung und Fertigung könne sich Gerster bei solchen Dienstleitungen auch auf ein breitgespanntes und bewährtes Netzwerk von Zulieferern und Engineering-Dienstleistern stützen (z.B. 3D-Druck von Induktoren, Brennern oder Brausen, Simulation von Wärmebehandlungsprozessen oder Anlagenbau).

Hohe Reaktionsgeschwindigkeit und Flexibilität

„Unsere Kunden stehen in der Regel unter starkem Zeitdruck. Deshalb legen wir Wert darauf, auf Anfragen oder Aufträge möglichst schnell zu reagieren“, verrät B. Reinhard. Das fange schon damit an, dass das Unternehmen keine Betriebsferien mache und die Urlaube der Mitarbeiter so synchronisiere, dass für jeden Kompetenzbereich immer eine ausreichende Zahl von Fachleuten mit der erforderlichen Qualifikation verfügbar sei. Fallweise umfasse der Service auch eine Konstruktionsberatung, beispielsweise wenn es um die Beurteilung von Risiken bezüglich Spannungen, Verzug oder Rissbildung gehe.

Flexibel reagiere man bei Gerster auch auf solche Anfragen, wo die Dimensionen oder das Gewicht der zu behandelnden Werkstücke die Möglichkeiten der eigenen betrieblichen Infrastruktur übersteigen. Dann werden auch mobile Behandlungen vor Ort oder Möglichkeiten innerhalb des bereits erwähnten Zulieferer-Netzwerks geprüft und bei Eignung vorgeschlagen.

Qualitätssicherung auf hohem Niveau

„Zu unseren Leistungen gehört selbstverständlich auch eine leistungsfähige Qualitätssicherung“, berichtet M. von Felten. Den Mitarbeitern stehe eine große Bandbreite an modernen Verfahren vom Lichtmikroskop über die verschiedensten Härteprüfverfahren bis zur Spektralanalyse zur Verfügung. Selbstverständlich verfüge das Unternehmen auch über Zertifizierungen für wichtige allgemeine Qualitätsmanagementsysteme wie ISO 9001 und ISO 14001 sowie über branchenspezifische QS-Systeme für die Automobilindustrie, die Medizintechnik und die Luft- und Raumfahrt.

Für das Randschichthärten sind am Standort Egerkingen in der Schweiz rund 50 verschiedene Anlagen im Einsatz. Das insgesamt angebotene Portfolio an Wärmebehandlungsdienstleistungen ist jedoch erheblich breiter und umfasst im Prinzip die gesamte Bandbreite der klassischen Härtereidienstleistungen. Um die immer zahlreicheren deutschen Kunden besser betreuen zu können, wurde 2022 in Sprockhövel die Gerster Deutschland GmbH gegründet.

Härterei Gerster AG

Härterei Gerster AG

Güterstrasse 3

CH-4622 Egerkingen

Tel. +41 62 388 70 00

E-Mail: info@gerster.ch

www.gerster.ch

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