Spannende Werkstück-Vielfalt
Selbst gebaute Spannmittel werden obsolet
Dank standardisierter Werkstück-Spanntechnik flexibler und schneller denn je, und durch den Wegfall herkömmlicher und selbst gebauter Spannmittel deutlich wirtschaftlicher – wie Hohner Maschinenbau mit Gressel-Werkstück-Spanntechnik die Teilefertigung rationalisiert.
„Perfection in postpress“ – der Slogan ist beim mittelständischen Technologie-Unternehmen Hohner Maschinenbau GmbH im süddeutschen Tuttlingen sozusagen Programm. Vor über 90 Jahren – in der als Zentrum für Medizintechnik bekannten Region – mit der Produktion von chirurgischen Instrumenten gestartet, erfolgte dann vor gut 60 Jahren die Umstellung auf die Entwicklung, Herstellung und den Service von Schmalheftköpfen sowie Heftmaschinen für die Druckweiterverarbeitung. Heute zählt Hohner Maschinenbau mit seiner Expertise im Bereich Drahtheften zu den „Hidden Champions“ und steht weltweit für innovative deutsche Ingenieurskunst.
Das Liefer- und Leistungsportfolio besteht aktuell aus den Produktlinien Sammelhefter, Schmalheftköpfe, Drahtheftmaschinen und Lohnfertigung. Im Segment der Heftköpfe ist Hohner anerkannter Weltmarktführer und im Segment Sammelhefter konnten bis heute global mehr als 500 Anlagen installiert werden. In der sich seit vielen Jahren hoch dynamisch verändernden Branche für Druck und Druckweiterverarbeitung nimmt Hohner nach wie vor eine starke Stellung ein, was nicht zuletzt auch dadurch zum Ausdruck kommt, dass zahlreiche Wettbewerber ihre Anlagen mit den Heftköpfen aus Tuttlingen ausstatten. Die Entwicklung, Produktion und Montage erfolgen ausschließlich im etwa 100 Mitarbeitende zählenden Stammhaus. Der weltweite Vertrieb und Service in mehr als 100 Ländern wird zum Teil in Eigenregie mit Niederlassungen (USA seit 1988, Spanien seit 2006, China seit 2007) oder über den Fachhandel organisiert.
Erfolgsfaktoren eines mittelständischen Hidden Champions
Hans-Peter Schöllhorn, CEO/Geschäftsführender Gesellschafter, zu den Erfolgsfaktoren der Firma Hohner Maschinenbau GmbH: „Wir sind mit hochentwickelten Qualitätsprodukten breit und damit zukunftsorientiert aufgestellt. Neben dem angestammten Geschäft im Printbereich liefern wir verstärkt in Branchen, die mit Druckerzeugnissen so gar nichts zu tun haben. Als Beispiel wären hier hochwertige OP-Masken, Profi-Arbeitsschutzmasken, Teebeutel, Deko-Artikel, Fotobücher und dergleichen mehr zu nennen, die aus Gründen der Sicherheit und Qualität mit Drahtheftungen versehen werden.
Ein weiterer Erfolgsfaktor ist der mit etwa 70 Prozent vergleichsweise hohe Eigenfertigungsgrad, der uns eine hohe Flexibilität bringt und schnelle Reaktionszeiten erlaubt. Vor allem sind unsere hochqualifizierten Mitarbeitenden ein Garant des Erfolgs, wobei wir hier nicht zuletzt auf die eigene Ausbildung setzen und eine Quote von mehr als zehn Prozent vorweisen können.“ Für die Fertigung der Bauteile verfügt die gut 20 Fachkräfte zählende Abteilung Produktionstechnik über einen modernen Maschinenpark mit 14 CNC-gesteuerten Fräsmaschinen und CNC-Bearbeitungszentren für die 3- bis 5-achsige Komplettzerspanung kubischer Bauteile. Der Fokus liegt hier auf der Fertigung hochwertiger, komplexerer Werkstücke, während die einfacheren Standardteile und vor allem sämtliche Drehteile an Zulieferer vergeben werden.
Pro Jahr sind in der Abteilung Produktionstechnik etwa 7.000 Bauteile in Losgrößen ab 1 und bis 20 sowie für die Heftköpfe in Stückzahlen zwischen 200 und 500 zu fertigen. Die große Teilevielfalt und die Stückzahlen erforderten bis dato einen hohen Rüstaufwand beim Spannen und Umspannen der Werkstücke, weshalb man im Zuge der fortschreitenden Automatisierung spanntechnische Alternativen eruierte.
Konzentration auf das Wesentliche
Mit den Investitionen in weitere 5-Achsen-CNC-Hochleistungs-Bearbeitungszentren erfolgte der Einstieg hin zu flexibel nutzbarer Werkstück-Spanntechnik und weg von herkömmlichen oder selbstgebauten Spannmitteln. In der Evaluationsphase konnten die Lösungen auf Basis des Werkstück-Spanntechnikbaukastens des Schweizer Spezialisten Gressel AG überzeugen, ins Spiel gebracht vom Gressel-Handelspartner Ceratizit Deutschland in Gestalt von Dominik Wochner, zuständig für Technische Beratung und Verkauf.
In Zusammenarbeit mit dem Kunden, und unterstützt durch Frank Scheurer, Vertriebstechniker DE-Süd bei Gressel, wurde zunächst ein 5-Achsen-CNC-Hochleistungs-BAZ mit dem mechanischen Nullpunkt-Spannsystem gredoc, und weitergehend mit Zentrischspannern der Baureihe C2 ausgerüstet.
Andreas Hennemann, Lean Manager bei Hohner Maschinenbau, führte dazu aus: „Das hat von der Beratung über die Lösungsfindungen bis hin zur Lieferung und der After-Sales-Betreuung so gut gepasst, und auch schnell gute Ergebnisse gebracht, sodass wir weitere Maschinen sukzessive mit Gressel-Spanntechnik ausrüsteten. Heute haben wir auf fast allen teil- und vollautomatisierten Bearbeitungszentren weitgehend sowohl standardisierte Einfachspanner und Zentrischspanner in verschiedensten Größen und mit unterschiedlichsten System-und Aufsatzbacken als auch Mehrfachspannsysteme sowie spezielle Prisma-Balken im Einsatz. Diese wiederum sind auf verschiedene mechanische Nullpunktspannsysteme gredoc installiert, womit wir die Rüstzeiten deutlich reduzieren und die Nutzungsflexibilität erheblich steigern konnten.“
Dass dem nachweislich und dauerhaft so ist, verdeutlichen signifikant gesteigerte Laufzeiten der CNC-Bearbeitungszentren von bis zu 21 Stunden im zum Teil bedienten Zweischicht- und im vollautomatischen Wochenendbetrieb. Die Herausforderungen dabei sind unter anderem, dass die Bearbeitungszeiten je nach Werkstück zwischen 7 und 20 Minuten betragen, entsprechend oft umgerüstet werden muss, die Werkstücke sehr klein dimensioniert sein können, oder auch ein Gewicht von 200 Kilogrann haben. Erschwerend kommt hinzu, dass in der Praxis unterschiedliche Werkstoffe wie Stähle, Werkzeugstähle, Aluminium, Buntmetalle und Kunststoffe zerspant werden müssen.
Rationeller und produktiver mit dem Baukasten für Werkstück-Spanntechnik
Frank Scheurer, Vertriebstechniker bei Gressel, meinte abschließend: „Bis auf wenige Ausnahmen konnten und können wir sämtliche Spannlösungen aus dem modularen und kompatiblen Standardbaukasten realisieren. Dies auf der Basis der Nullpunktspannsysteme gredoc eckig 1-fach, eckig 3-fach, Nullpunkt-Raster-Systemplatte gredoc NRS 6-fach und 10-fach, Konsole gredoc eckig 1-fach und den aufzusetzenden Einfachspannern solinos 65 und 100, den Zentrischspannern C2 80 L-130, C2 80 L-190 und C2 125L-160 sowie dem Mehrfachspannsystem multigrip. Zudem haben wir für den Kunden Hohner einen speziellen Prisma-Balken entwickelt, der ebenfalls mit Nullpunktspannern gredoc eckig 1-fach versehen ist und bei Bedarf bis zu acht Einfach- oder Zentrischspanner aufnehmen kann. In Verbindung mit den schnell wechselbaren System- und Aufsatzbacken ist, je nach Bearbeitung und zu zerspanendem Werkstoff, bei kürzesten Rüstzeiten eine maximale Anwendungs- und Nutzungsflexibilität gewährleistet. Damit wurden und werden die Stillstandzeiten spürbar reduziert, und aufwändige Sonderspannmittel sind nur noch in Ausnahmefällen erforderlich.“