ALBRECHT: Das erste schlüssellose Bohrfutter feiert Jubiläum
ALBRECHT entwickelte vor 90 Jahren das erste selbstspannende Bohrfutter
1934 präsentierte Josef Albrecht das weltweit erste selbstspannende Bohrfutter, mit dem Fertiger präziser, schneller und sicherer bohren, senken und reiben können. Das Werkzeug wird dank dieser innovativen Lösung fest und stabil gespannt – selbst bei stärksten oder feinsten Arbeiten. 90 Jahre später hat ALBRECHT Präzision nicht nur diese Entwicklung, sondern auch das eigene Unternehmen kontinuierlich vorangetrieben.
Die Fertigungskette besteht in der Regel aus der Bearbeitungsmaschine, dem Werkstück, der Aufspannung, dem Werkzeug – und der Werkzeugspannung. Um ein gutes Ergebnis zu erzielen, müssen alle beteiligten Komponenten optimal aufeinander abgestimmt sein, das betrifft vor allem Werkzeug und Spannfutter. An Bohrfutter werden damit hohe Anforderungen gestellt. „Spannt das Bohrfutter nicht ausreichend nach, bleibt das Werkzeug stehen, und es besteht die Gefahr, dass dabei sowohl Werkzeug und Werkstück beschädigt werden – ganz zu schweigen von der unnötigen Arbeitsunterbrechung“, beschreibt Martin Schmideder, Geschäftsführer bei ALBRECHT Präzision GmbH & Co. KG aus dem schwäbischen Wernau am Neckar. Das kostet Zeit, verursacht Folgekosten und wirkt sich negativ auf die Standzeit des Werkzeugs sowie die Haltbarkeit des Bohrfutters aus. Ein schlechter Rundlauf beeinflusst zudem die Genauigkeit der Bohrung. „Unsere Bohrfutter haben seit jeher eine Rundlaufgenauigkeit, die über den gesamten Spannbereich garantiert wird“, erläutert Martin Schmideder. Dies sorgt in der Fertigung für Konstanz und Präzision – und durch die durchgängig gehärteten Einzelteile für eine lange Lebensdauer.
Vor genau 90 Jahren hat der Firmengründer das ALBRECHT Bohrfutter entwickelt und kurz darauf patentieren lassen. Martin Schmideder: „Bis heute haben wir diese wegweisende Erfindung kontinuierlich weiter verbessert, immer mit dem Ziel, Genauigkeit, Leistungsfähigkeit und Nutzen für unsere Kunden konsequent zu steigern.“ Das Besondere daran: Das Bohrfutter wird durch das Moment des Bohrers gezwungen, die Spannbacken immer weiter zu schließen – selbsttätig, ohne dass der Werker eingreifen muss. Voraussetzung dafür sind eine perfekt abgestimmte Druckspindel, Spannbacken und geschliffene Oberflächen. Das Bohrfutter kann so dem Moment seines Bohrers folgen.
Wie alles begann
Im schwäbischen Esslingen in der Nähe von Stuttgart gründet Josef Albrecht 1908 eine kleine feinmechanische Werkstatt – die Josef Albrecht Bohrfutterfabrik. Sein Ziel war es, die Metallbearbeitung beim Bohren und Fräsen zu verbessern. Neun Jahre später eröffnet die junge Firma ihre erste eigene Produktionsstätte und fertigt feine und hochwertige Lösungen, die bei den Betrieben weltweit äußerst erfolgreich zum Einsatz kommen. 1934 präsentiert Josef Albrecht dann das weltweit erste schlüssellose, sich selbst spannende Bohrfutter. Damit kann nun jeder Werker ohne extra Spannschlüssel arbeiten. Um das Werkzeug schnell zu spannen, genügt eine Handdrehung. Genauso einfach lässt sich alles wieder öffnen. Diese Erfindung setzt sich innerhalb weniger Jahre in der Branche durch, weil es sowohl die Produktivität als auch die Präzision in den Betrieben steigert. Selbst bei stärksten oder sehr feinen Arbeiten sitzen die im Bohrfutter eingespannten Werkzeuge absolut fest. Beide bilden eine Einheit, die ein ruhiges, präzises, schnelles und sicheres Bohren, Senken und Reiben gewährleistet – und damit die Qualität der Oberflächen revolutioniert. Die klaren Vorteile dieser Entwicklung führten zu einer schnellen Patentierung.
1990 zieht das Unternehmen von Esslingen in das wenige Kilometer entfernte Wernau am Neckar. Kurz darauf führt ALBRECHT die Bohrfutter-Linie MED für medizinische Anwendungen ein. Diese besteht komplett aus Edelstahl. Anfang der 1990er-Jahre überschreitet die Jahresproduktion an selbstspannenden Bohrfuttern die 140.000-Marke. Sehr erfolgreich ist auch das CNC-Bohrfutter mit Spanngetriebe, welches das Werkzeug sicher im Rechts- und Linkslauf hält. 1994 wird ALBRECHT schließlich zur international geschützten Marke. Zwei Jahre später bringt der Hersteller mit einem Bohrfutter mit integriertem Morsekegel eine Weltneuheit auf den Markt. „Um eine extrem hohe Genauigkeit unserer Produkte zu erreichen, setzen wir seit 2021 auf eine automatische Spannbacken-Schleifmaschine“, erzählt Martin Schmideder.
Und heute?
In den vergangenen 20 Jahren wurde das Angebot an Präzisions-Werkzeugaufnahmen kontinuierlich ausgebaut. Dabei ging die Firma auch ganz neue, innovative Wege in der mechanischen Werkzeugspannung. „So steigern wir heute die Leistungsfähigkeit von Werkzeugmaschinen“, verspricht Martin Schmideder. „Unser APC Präzisions-Spannfutter etwa hält dabei weltweit eine Sonderstellung. Es hat den Fräsprozess wesentlich beeinflusst. Speed, Haltemoment, Dämpfung und Sicherheit ermöglichen einen echten Produktionsvorsprung und höheres Zeitspanvolumen.“ ALBRECHT Präzision entwickelt und vertreibt neben dem ALBRECHT APC außerdem Spannfutter für die Microbearbeitung, Spannfutter-Verlängerungen für schwer zugängliche Bearbeitungszonen, Lösungen zum Werkzeugschleifen und ein besonders leitungsfähiges Spannfutter für die Volumenzerspanung. Das entwicklungsfreudige Unternehmen hat im Lauf der Jahre viele weitere Patente anmelden können.
Das schwäbische Unternehmen ist zudem immer noch in Familienhand. ALBRECHT Präzision stellt neben den Bohr- und Spannfuttern auch die zugehörigen Spannhülsen für innere oder periphere Kühlmittelzufuhr im Durchmesserbereich 1,0 bis 32,0 Millimeter her. Rund 55 Prozent dieser Produkte gehen an Kunden in Deutschland, viele zu Anwendern in den USA, England und auch Japan. Bis heute steigern sie die Leistungsfähigkeit von Werkzeugmaschinen. „Wir prüfen unsere ALBRECHT Bohrfutter vor Auslieferung über den gesamten Spannbereich auf Rundlauf. Das ist für uns selbstverständlich“, berichtet Geschäftsführer Martin Schmideder.