Modellbaum, Folien und SAT-Format als Produktivwerkzeuge
Programmierer kennen den Begriff „Spaghetticode nur zu gut. Dieser Begriff steht für Programme, die verworrene Kontrollstrukturen aufweisen, sodass sich Fehler nur mehr schwer finden lassen. Ähnliches gilt für umfangreiche CAD-Zeichnungen. Hier ist es Pflicht, mit separaten Einzelteilzeichnungen, aber auch Folien und dem Modellbaum zu arbeiten, soll der Durchblick nicht verloren gehen.
Im gewerblichen Bereich werden umfangreiche 3D-CAD-Projekte in der Regel von Teams abgearbeitet. Dort bekommt jeder CAD-Konstrukteur eine Auswahl der zu konstruierenden Einzelteile zugewiesen, die dieser nach Fertigstellung im Originalformat sichert und zudem in ein Austauschformat, etwa SAT, exportiert, wobei die Ablage dieser 3D-Dateien in der Regel auf einem zentralen Server erfolgt. Von dort holt sich ein weiterer Konstrukteur die einzelnen 3D-Volumenkörper, um diese beispielsweise zu einer Baugruppe zusammenzubauen.
Das nachfolgende Bild veranschaulicht diesen Prozess:
Dieses Vorgehen ist natürlich nicht nur für Unternehmen vorteilhaft, sondern kann auch von Privatpersonen gewinnbringend genutzt werden, da sich damit selbst große Projekte umsetzen lassen, ohne die Übersicht über die Konstruktion zu verlieren.
Da jedes Teil als eigene Datei angelegt wird, kann beim Konstruktionsprozess auf die Anlage von weiteren Folien – die in anderen CAD-Programmen als Ebenen oder Layer bezeichnet werden – in der Regel verzichtet werden.
Wichtig zu wissen ist, dass Folien nur im 2D-Bereich anwendbar sind. Eine Neuanlage ist nur dann sinnvoll, wenn die bereits serienmäßig vorhandenen Folien nicht ausreichen. So ist es beispielsweise möglich, eine Folie anzulegen, in die Hilfskonstruktionen eingezeichnet oder Prüfansichten erzeugt werden, die je nach Bedarf aus- und eingeblendet werden.
Ist jedoch gewünscht, dass eine Strichpunkt-Linie in orangener Farbe mit einer Dicke von 0,5 Millimeter auf dieser Folie gezeichnet wird, so müssen dazu jeweils Doppelklicks auf die entsprechenden Einträge vorgenommen und die gewünschten Parameter per Linksklick gewählt werden.
Die auf der Folie eingezeichneten Objekte werden in der entsprechenden Farbe, Strichstärke und Strichlinie eingezeichnet.
Tipp:
Wenn eine Folie aktiv ist, können über die Tasten „o“ und „P“ die dort eingezeichneten Objekte rasch ein- und ausgeblendet werden.
Um nun eine Gruppe zu nutzen, genügt ein Doppelklick auf den Gruppennamen. Alle nun konstruierten Objekte werden ab sofort dort abgelegt.
Werden SAT-Bauteile importiert, so kann festgestellt werden, dass diese als jeweils eigene Gruppe im Modellexplorer unterhalb der Gruppe „3D-Arbeitsebene“ eingestellt werden.
Leider ist es in BeckerCAD nur eingeschränkt möglich, assoziativ-parametrisch zu konstruieren, sonst wären im Modellbaum weitere Funktionen zu finden, erzeugte Volumenkörper ohne großen Aufwand abzuändern. Aber immerhin ist es möglich, im 3D-Bereich ein Volumenmodell zu ändern, woraufhin BeckerCAD die 2D-Zeichnung inklusive der Bemaßung automatisch anpasst.
Als Beispiel soll der orangene Zylinder, von dem drei Ansichten auf die Folie „MF2“ abgeleitet wurden, geändert werden, um die Auswirkung auf die 2D-Zeichnung zu zeigen.
Nach der Änderung des Zylinders im 3D-Fenster mittels der Funktion „Offset Fläche“ werden die Ansicht sowie die Bemaßung im 2D-Fenster von BeckerCAD automatisch angepasst.
Leider ist es nicht möglich, im 2D-Fenster ein Maß zu ändern, um eine Änderung des Volumenmodells im 3D-Bereich zu erreichen. Diese Funktion ist dem CAD-System CADdy++ von Datasolid vorbehalten, das vollständig assoziativ-parametrisch arbeitet und vom dem BeckerCAD abgeleitet ist.
Dennoch ist festzustellen, dass BeckerCAD ein sehr gutes Produkt darstellt, das durchaus auch für kleine Unternehmen eine Überlegung wert ist, zumal der mehr als interessante Kaufpreis kein großes Investment darstellt. Ganz abgesehen davon, dass diese CAD-Programm für alle diejenigen interessant ist, die mühelos zu technischen 3D-Teilen kommen wollen, um damit den eigenen 3D-Drucker zu füttern.