Via BeckerCAD zum Dodekaeder

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Ein interessantes Gebilde aus römischer Zeit nachbauen 

Es ist immer wieder erstaunlich, wie vor Jahrtausenden die damals lebenden Menschen in der Lage waren, komplizierte Gebilde ohne moderne Hilfsmittel herzustellen. Dazu zählt nicht zuletzt der Dodekaeder, der zwölf fünfeckige Flächen besitzt und von den Römern genutzt wurde. Allerdings ist der genaue Verwendungszweck nicht überliefert. Nichtdestotrotz ist der Dodekaeder eine gute Aufgabe zum Üben mit einem 3D-CAD-System, wie etwa BeckerCAD 3D Pro.

Das Zeichnen eines Dodekaeders ist nur auf dem ersten Blick eine einfache Aufgabe. Wer sich daran versucht, wird schnell merken, dass diese Aufgabe eine harte Nuss ist. Man muss erst erkennen, dass im Dodekaeder sich der goldene Schnitt verbirgt, um einen Weg zu finden, Dodekaeder zu konstruieren.

Was ist der Goldene Schnitt?

Der goldene Schnitt drückt ein bestimmtes Teilungsverhältnis zwischen zwei Größen – etwa zwischen zwei Strecken oder zwischen zwei Quadraten – aus. Das Teilungsverhältnis für den goldenen Schnitt besitzt den Wert 1,6181 und wird mit dem griechischen Buchstaben Phi (Φ) gekennzeichnet.

Die Formel zur Berechnung von Phi lautet:

Wichtig:

Phi darf nicht mit Pi (π, 3,14) verwechselt werden!

Der Weg zum Dodekaeder

Beim Zeichnen eines Dodekaeders ist es nötig, zunächst zu ergründen, wie groß dieser ausfallen soll. Im folgenden Beispiel fällt die Wahl auf einen Dodekaeder mit einem Eckenmaß von 20 Millimeter, gemessen von der Ecke zum Mittelpunkt. Die Ecken des Dodekaeders berühren demnach einen Kreis, der einen Durchmesser von 40 Millimeter besitzt.

Mittels eines CAD-Systems, wie etwa BeckerCAD, kann nun ohne manuelle Berechnung der Abstand vom Mittelpunkt des Kreises zum Innkreis des Prismas ermittelt werden. Dieser beträgt 16,1803 Millimeter.

Nachdem dieser Wert bekannt ist, kann über die Regel des Goldenen Schnitts die Höhe des zu zeichnenden Dodekaeders berechnet werden, die 26,1797 Millimeter beträgt.

Der Winkelwert wiederum kann ebenfalls errechnet oder über ein CAD-System ermittelt werden. Dieser Winkel beträgt 31,718 Grad.

Der Einsatz von BeckerCAD

Nachdem nun alle nötigen Werte bekannt sind, wird in BeckerCAD die Funktion „Prisma“ aufgerufen. Da ein Dodekaeder fünf Seiten besitzt, muss im Statusfeld dieser Wert eingegeben werden. Als Default-Einstellung ist bei dieser Funktion der Umkreis eingestellt, sodass im Statusfeld „Durchm. 1“ direkt der Wert 40 eingegeben werden kann.

Die Dicke des Prismas soll 3 Millimeter betragen, was im Feld „Höhe“ des Statusfenster eingegeben wird. Zusätzlich ist im Feld „Neigung 1“ der Wert -31,718 einzugeben. Der negative Wert ist nötig, damit sich das Prisma nach oben verjüngt.

Anmerkung:

Hilfslinien unterstützen den Konstruktionsprozess, weshalb deren Gebrauch anzuraten ist.

Römische Dodekaeder besitzen eine runde Öffnung, weshalb diese mittels der Funktion „Zylinder/Kegel“ sowie der nachfolgenden Funktion „Subtraktion“ eingebracht wird. Für den Durchmesser wird ein Wert von 15 Millimeter gewählt.

Die Kanten der Bohrung werden mit einem Radius R0,5mm abgerundet.

Der eben gezeichnete Körper bildet das Grundelement für einen Dodekaeder. Durch den Kniff mit dem Goldenen Schnitt passen die Außenkanten exakt aneinander, was schlussendlich zum gewünschten Körper führt.

Dazu muss das Grundelement zunächst kopiert werden, was mit der Funktion „Verschieben mit Kopie“ rasch erledigt ist.

Nun werden die beiden Körper zusammengefügt, wozu zunächst zwei Seitenflächen in Bezug gesetzt werden und jeweils ein Punkt bestimmt wird, an dem sich die Teile treffen. Wichtig ist, zu erkennen, dass die beiden Teile hinsichtlich der gewählten Fläche bereits zueinander ausgerichtet sind, was optisch nur schwer erkennbar ist.

Da beim Zusammenfügen beziehungsweise Neupositionieren eines Körpers automatisch eine Konstruktionsebene erzeugt wird, die gedreht werden kann, ist es nun möglich, um den Berührpunkt das eben verschobene Teil um 180 Grad zu drehen, was zur Folge hat, dass dieses sich exakt am Ursprungsteil anschmiegt. Dies ist deshalb der Fall, weil die Flächen im vorherigen Schritt zueinander ausrichtet wurden.

Kopieren will gelernt sein

Nun kann das neu positionierte Teil viermal kopiert werden, was über die Funktion „Multiplizieren mit Kreisteilung“ erfolgt.

Nach Aufruf der Funktion wird zunächst der Bohrungsmittelpunkt als Startmittelpunkt für die Kreisteilung bestimmt. Dazu wird im Kontextmenü der Eintrag „Mittelpunkt“ ausgewählt oder die Taste „Z“ gedrückt. Anschließend wird ein beliebiger Punkt als „zweiter Punkt“ bestimmt.

Anmerkung:

Mit der Definierung des zweiten Punktes wird festgelegt, wie groß der Bereich ausfällt, der die Winkelaufteilung visualisiert.

Wichtig ist, dass im Kontextmenü „Anordnung in Kreisteilung“ die Einstellungen „Winkel aufteilen“, „Objekte mitdrehen“ und „Körper vereinigen“ aktiv sind.

Der Bezugswinkel wird über die Funktion „Mitte“ des Kontextmenüs bestimmt. In gleicher Weise wird mit dem Gesamtwinkel verfahren. Hier wird mit „Mitte“ und Klick auf die gewünschte Körperkante die Endposition des Winkels für die letzte Kopie bestimmt. Die Anzahl der Kopien wird in das Statusfeld eingetragen.

Wird nun das zu kopierende Objekt angeklickt, wird dieses in entsprechender Zahl um den Drehpunkt angeordnet.

Der neu entstandene Körper ist bis auf die ursprüngliche Grundplatte bereits mit allen Objekten verbunden. Damit dieser weiterverarbeitet werden kann, muss noch die Grundplatte über die Funktion „Vereinigung“ eingebunden werden.

Der nun zur Hälfte fertiggestellte Dodekaeder wird nun über die Funktion „Verschieben mit Kopie“ dupliziert.

Die beiden Dodekaeder-Hälften werden anschließend über die Funktion „Körper neu positionieren“ stufenweise zueinander ausgerichtet. Dabei werden zwei zueinander passende Flächen ausgewählt sowie zwei Punkte, an dem sich die Körper berühren.

Danach wird die automatisch aktivierte Konstruktionsebene um 180 Grad gedreht, wodurch die beiden Körperhälften sich zu einem kompletten Dodekaeder vereinigen, der jedoch noch nicht aus einem einzigen Körper besteht.

Daher ist es nötig, die beiden Körperhälften über den Befehl „Vereinigung“ zu einem zusammenhängenden Körper zu vereinigen.

Von der virtuellen in die reale Welt

Der Dodekaeder kann nun mittels „Einfügen/Modellansicht/3 Standard-Ans.+Persp[DIN]“ in eine 2D-Zeichnung eingezeichnet werden, wenn dies gewünscht ist.

Selbstverständlich kann der Dodekaeder in das STL-Format exportiert werden, um das CAD-Modell mittels eines 3D-Druckers in die reale Welt zu überführen. Allerdings sind bei Filamentdruckern dazu Stützen erforderlich, damit der „Deckel“ des Dodekaeders problemlos gedruckt werden kann. Diese Stützen werden in der Support-Einstellung des Druckerprogramms definiert und so deren Durchmesser und Aussehen festgelegt.

Wichtig ist, die Stützen größenmäßig passend zu dimensionieren, damit diese stabil genug sind, das aufzubauende Filament ohne Ausweichbewegung aufzunehmen. Ansonsten würden labile Stützen verhindern, dass der Dodekaeder sauber gedruckt werden kann. Anschließend berechnet das Programm selbstständig, wie die Stützstruktur verteilt werden muss, damit ein reibungsloser Druck möglich ist.

Dieses Beispiel zeigt, dass bereits in der Antike ein erstaunliches mathematisches Wissen vorhanden war. Schließlich ist zur Herstellung eines Dodekaeders das Wissen der Trigonometrie sowie die Kenntnis der Formel zum Bestimmen des Goldenen Schnitts nötig, um in die Lage zu kommen, diesen herzustellen.

Ganz abgesehen von der Frage, wofür die alten Römer die Dodekaeder verwendet haben, zumal dort die Bohrungen unterschiedliche Durchmesser besitzen und sich an den Ecken Kugeln befinden. An dieser Frage scheitern aktuell noch alle Altertums-Experten.

Video "Via BeckerCAD zum Dodekaeder"


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