Prof. Dr. Ing. Hans-Günter Appel: Die Energiewende frisst Energie
Energie wird zur Mangelware und unbezahlbar
Warum die Energiewende Energie frisst, erläutert Prof. Dr. Ing. Hans-Günter Appel vom Stromverbraucherschutz NAEB.
Die Bundesregierung ruft zum Energiesparen auf, um die ausbleibenden Lieferungen aus Russland zu kompensieren. Doch die gleiche Regierung nutzt den Krieg in der Ukraine als Argument, die Energiewende zu beschleunigen. Ihr muss entgangen sein, dass für die Errichtung von Wind- und Solaranlagen viel Energie benötigt wird, die derzeit dringend für die Industrie und die privaten Haushalte gebraucht wird. Der dadurch verstärkte Energiemangel führt zu weiter steigenden Preisen. Damit droht vielen Haushalten der Finanzkollaps und vielen Betrieben die Insolvenz. Was ist zu tun?
Energiewende sofort stoppen
Der Bau einer 1 Megawatt (MW) Windkraftanlage kostet mehr als 1 Millionen Euro und braucht mehr als 2 Millionen Kilowattstunden (kWh) Primärenergie. Das sind 120 Tonnen Kohle oder 100 Tonnen Erdöl oder 100.000 m³ Erdgas. 50 Haushalte können damit ein Jahr ihre Wohnungen heizen. 20.000 m² Photovoltaikfläche (2 Hektar) mit einer installierten Leistung von 2 MW führen zu vergleichbaren Investitionskosten und Energieaufwand.
Nach den Plänen der Bundesregierung, die als Osterpaket bekannt geworden und inzwischen gesetzlich verankert sind, soll in den nächsten 8 Jahren die installierte Leistung der Wind- und Solaranlagen von mehr als 100.000 MW auf über 300.000 verdreifacht werden. Das sind jährlich 25.000 MW mit über 25 Milliarden Euro Investitionskosten und 50 Milliarden kWh Primärenergieaufwand. Damit können 2,5 Millionen Wohnungen beheizt oder Strom für 6 Millionen Haushalte erzeugt werden.
Dazu kommt der Bau der Stromleitungen von der See an Land, von Nord nach Süd und nach England, der viel Energie schluckt. 1 Kilometer Freileitung kostet rund 1 Million Euro. Als Erdkabel steigen die Kosten auf das Siebenfache. Die Primärenergie zum Bau der Leitungen liegt damit bei 2 bis zu 14 Millionen kWh je Kilometer. Dieser Energieaufwand wird nur für den Transport von Windstrom gebraucht. Wenn der Wind nicht weht, liegen die Leitungen brach. Dann müssen Kraftwerke vor Ort die Stromversorgung übernehmen. Zu den Energiekosten zum Bau der Leitungen kommen noch die Leitungsverluste. Stromtransport gibt es nicht zum Nulltarif. Die Verluste der Fernleitungen liegen bei etwa 10 %. Der Transport von Kohle zu den örtlichen Kraftwerken ist preiswerter. Der Leitungsausbau und deren Betrieb entziehen der deutschen Volkswirtschaft weitere Energiemengen, die zum Heizen, zur Stromerzeugung und für die industrielle Produktion inzwischen Mangelware sind.
Die grünen Befürworter der beschleunigten Energiewende werden darauf hinweisen, dass die Anlagen nach der Fertigstellung sofort Strom liefern und damit den Energiemangel mindern. Doch das ist ein Irrtum. Wind- und Solarstrom ist zweitklassig, denn er ist vom Wetter abhängig. Er ist weder plan- noch regelbar. Mit diesem Strom kann kein stabiles Netz aufgebaut werden. Dazu werden Kraftwerke gebraucht, die geplant ihre Leistung regeln können. Der Stromverbraucherschutz NAEB bezeichnet den Wind- und Solarstrom als FAKEPOWER (Fake=Täuschung), um deutlich zu machen, dass die Bürger getäuscht werden von Politikern, die behaupten, man könne mit Wind- und Solarstrom ein Industrieland sicher versorgen.
Das große Energiebedarf zum Bau der Fakepower-Anlagen muss zum der Stopp der Energiewende führen. Die Regierung macht sich lächerlich und unglaubwürdig, wenn sie die Bürger zum kürzeren Duschen aufruft und gleichzeitig die energiefressende Energiewende beschleunigt.
Schluss mit CO2-Steuern
Der politisch verursachte Energiemangel treibt die Kosten in die Höhe. „Jedem zweiten Haushalt droht der Finanz-Kollaps“, titelte am 29. Juli 2022 die Wilhelmshavener Zeitung. Die gestiegenen Energiepreise führen nach Ermittlungen des Pestel-Instituts zu einem jährlichen Kaufkraftverlust von 38 Millionen Euro in Wilhelmshaven. Damit geraten nicht nur Haushalte in finanzielle Schwierigkeiten. Die schwindende Kaufkraft trifft massiv Handwerk, Gastronomie und Dienstleister.
In dieser Situation müsste die Regierung alle Möglichkeiten ausschöpfen, um die Energiekosten
zu drücken. Dazu gehört neben der Beendigung der Energiewende, auch die Besteuerung der CO2-Emissionen aus Brenn- und Treibstoffen aufzuheben. Doch diese soll trotz der hohen Energiepreise weiter erhoben und laut gültigem Gesetzt im kommenden Jahr von 30 auf 35 Euro/Tonne CO2 erhöht werden. Hinzu kommt der europäische Emissionshandel. Die Industrie muss Zertifikate kaufen für den Ausstoß von CO2, deren Kosten durch Verknappung inzwischen auf rund 80 Euro/Tonne CO2 angestiegen sind. Strom aus Braunkohlekraftwerken verteuert sich dadurch von 3 auf 11 Cent/kWh. Für Steinkohlekraftwerke sind die Produktionskosten um jeweils 3 Cent höher.
Die CO2-Bepreisung führt zu erheblichen Kostensteigerungen für Strom, aber auch im zunehmenden Maß für Brenn- und Treibstoffe. Ohne die CO2-Kosten wird die Energie deutlich preiswerter. Darüber hinaus führt die einseitige Bepreisung von fossilen Brennstoffen zu falschen Entwicklungen, da günstige Energiekosten politisch verteuert werden.
Zu dem CO2 habe ich eine wesentliche Frage. Höhere CO2-Gehalte in der Atmosphäre sollen die Erde kritisch aufheizen, sagen die Klimaschützer. Uns allen ist bekannt, CO2 aus der Luft ist ein Grundbestandteil des Pflanzenwuchses. Höhere Gehalte verbessern den Pflanzenwuchs. Danach muss es ein Optimum geben, bei dem die Erderwärmung noch nicht kritisch wird und ein ausreichender Pflanzenwuchs möglich ist. Wer kann mir den optimalen Wert nennen? Solange es diesen Wert als Ziel nicht gibt, ist die ganze CO2-Diskussion sinnlos und eine CO2-Bepreisung ohne Grundlage.
Weitere Maßnahmen
Die Kernkraftwerke sollten weiter betrieben werden. Die drei noch aktiven Kraftwerke produzieren im Jahr die gleiche Strommenge wie 10.000 Windgeneratoren. Entgegen dem zweitklassigen Windstrom ist der preiswerte Atomstrom als Grundlast wichtig für ein stabiles Netz. Die verbliebenden Kernkraftwerke können die Energieversorgung nicht retten, wohl aber ein wenig erleichtern.
Die Verstromung der Braunkohle muss ausgebaut werden. Braunkohle ist ein heimischer Energieträger, der nicht vom Weltmarkt abhängig ist. Mit Braunkohle wird Strom für 3 Cent/kWh produziert. Braunkohle trägt erheblich zur Versorgungssicherheit und zur Bezahlbarkeit von Strom bei.
Bei den derzeitigen Kohlepreisen lohnt sich die Wiederaufnahme der Steinkohleförderung in Deutschland, die wegen zu hoher Kosten aufgegeben wurde.
Elektroautos sind nicht CO2 -Emissionsfrei. Die Produktion des Fahrzeugs und vor allem der Batterien schluckt große Mengen fossiler Energien. Der Ladestrom in Deutschland stammt zu mehr als der Hälfte gleichfalls aus Kohle und Erdgas. Bis zur Verschrottung braucht ein Elektroauto mehr Energie als ein vergleichbares Dieselauto inklusive Diesel-Brennstoff, hat Prof. Singer ermittelt. Elektroautos sind unwirtschaftlich. Ohne staatliche Zuschüsse würden sie nicht gekauft. Hinzu kommen die geringen Ladeleistungen. Die höchsten heute angebotenen Ladeleistungen liegen bei 100 Kilowatt. An jeder Tankstelle füllen wir Treibstoff mit einer Ladeleistung von mehr als 1.500 kW. Die Förderung von Elektroautos sollte umgehend eingestellt werden.
Trübe Aussichten
Das Osterpaket zeigt, die jetzige Regierung will trotz der Energieknappheit verstärkt die Energiewende vorantreiben. Damit sind kalte Tage bis zum Erfrieren im nächsten Winter programmiert. Viele Betriebe steuern wegen abnehmender Kaufkraft auf Insolvenzen zu. Die Arbeitslosigkeit wird wachsen. Soziale Unruhen stehen bevor.
Wird die grün-rote Regierung ihre Ideologie gegen die Realität tauschen? Es sieht nicht danach aus. Damit stärken sie die extremen Rechten und Linken. Die nächste Wahl wird es zeigen.