Gelddrucken behebt den Energiemangel nicht

Energie muss bezahlbar bleiben

Prof. Dr. Ing. Hans-Günter Appel

Prof. Dr. Ing. Hans-Günter Appel

Wir brauchen Energie und nicht Banknoten, die immer weniger Wert haben. Die Bundesregierung muss bezahlbare Energie bereitstellen, statt die Inflation anzuheizen. Prof. Dr. Ing. Hans-Günter Appel vom Stromverbraucherschutz NAEB spricht Klartext.

Die Bundesregierungen haben in den letzten 20 Jahren auf Druck der Grünen mit der Energiewende und Energiesteuern die Kosten immer weiter in die Höhe getrieben. Die höchsten Strompreise aller industrialisierten Länder treiben schon lange deutsche energieintensive Betriebe fort in Länder mit geringen und berechenbaren Energiekosten. Bis zum Einmarsch der Russen in die Ukraine war dies ein schleichender Prozess, vor dem die Regierung und die sie stützenden Parteien die Augen geschlossen haben. Wir sind Exportweltmeister und ein reiches Land, hieß es immer wieder.

Mit dem Embargo gegen Russland, das auch die preiswerten Gas-, Erdöl- und Kohlelieferungen blockiert, gibt es einen akuten Gasmangel in Deutschland. Für Erdöl und Kohle konnten weitgehend andere Lieferanten gefunden werden, die allerdings wesentlich höhere Preise verlangen. Für Gas ist das nicht möglich, weil dafür Rohrleitungen aus den Fördergebieten fehlen. Deutschland  bekommt zurzeit noch knapp 50 Prozent des Gasbedarfs aus den Niederlanden und aus Norwegen. Die Niederländer drosseln ihre Gasproduktion, weil es vermehrt zu Bauschäden durch Erdabsenkungen über den Gasfeldern kommt. Die Gasförderung in der norwegischen Nordsee reicht bei weitem nicht für eine Vollversorgung von Deutschland.

Preiswertes Erdgas aus Russland

Erdgas aus Russland war (und ist) neben der deutschen Braunkohle der preiswerteste Energieträger. Viele Betriebe haben ihre Wärme- und auch Stromversorgung auf Gas umgestellt. Kohlekraftwerke wurden durch Gaskraftwerke ersetzt. Der akute Gasmangel durch den Verzicht auf russisches Gas hat zu Preissprüngen bis zum Zehnfachen geführt. Bäcker mit Gasöfen arbeiten nicht mehr wirtschaftlich und müssen schließen. Die Stromkosten steigen weiter, weil die Gaskraftwerke gebraucht werden, um den je nach Wetterlage stark schwankenden Wind- und Solarstrom (Fakepower) auf den Bedarf zu regeln. Immer mehr Betriebe sind wegen der hohen und unkalkulierbaren Energiekosten nicht mehr wettbewerbsfähig und müssen aufgeben.

Rund die Hälfte aller Haushalte in Deutschland haben Gasheizungen. Etwa ein Viertel heizt mit Öl. Ohne Strom fällt auch die Gas- und Ölheizung aus, denn diese Heizungen haben elektrische Zündungen, Umwälzpumpen und Steuerungen. Die Heizungen können kurzfristig nicht auf andere Energieträger umgestellt werden. Im kommenden Winter drohen kalte Wohnungen, weil nicht genügend Gas verfügbar ist und die Gefahr von Stromausfällen wächst. Die fast vollen Speicher reichen nur für 2 Monate. Bei einer anhaltenden Kältewelle wird die Zeit noch kürzer.

Wir brauchen Gas

Knappe Angebote erhöhen den Preis. Dies gilt im besonderen Maß für Erdgas nach dem Wegfall der Lieferungen aus Russland. Die Gaspreissteigerungen überfordern immer mehr Betriebe und Haushalte.Bei BASF (Chemieriese) wurde inzwischen ein intensives Sparprogramm wegen der Energiekosten aufgesetzt. Am Hauptstandort Ludwigshafen steigen lt. NAEB-Berechnungen die Gasbezugskosten von 740 Millionen EUR im Jahr 2019 auf 3,7 Mrd. EUR in 2022 (bei einem Jahresumsatz von ca. 25 Mrd. EUR, BASF SE).

Die Ampelregierung will mit Geld diese Kostensteigerungen hemmen. 200 Milliarden Euro (2.500 Euro/Einwohner) sind dafür eingeplant, die zur Staatsverschuldung hinzukommen und die Inflation beschleunigen. Mit dem Geld soll weltweit teures Gas eingekauft und verbilligt an die deutschen Verbraucher abgegeben werden. Doch was nutzt Geld, wenn kein Gas verfügbar ist? Weder die Gas-Verflüssigungsanlagen in den Fördergebieten, noch die Gastankerflotte und die erst noch zu bauenden Gasterminals in Deutschland reichen zur Deckung des deutschen Bedarfs.

Aufgabe der Bundesregierung sollte es sein, zunächst für genügend Gas zu sorgen. Erst dann kann über Finanzhilfen zur Bezahlung nachgedacht werden. Der Flüssiggasanleger in Wilhelmshaven und die Anbindung an das Gasnetz ist eine richtige Maßnahme, die in 6 Monaten realisiert wird. Zum Jahresende soll das erste Gas angelandet werden. Das reicht jedoch bei Weitem nicht, die Ausfälle aus Russland zu ersetzen. Die zusätzliche große Nachfrage von Deutschland wird die Gaskosten weiter in eine Höhe treiben, die Entwicklungsländer nicht mehr zahlen können. Ideologiefrei müssen viele weitere Maßnahmen ergriffen werden. 

Beschaffung

Nach den derzeitigen Erkenntnissen wird es über viele Jahre noch einen Gasmangel und hohe Preise geben. Gasverbraucher müssen prüfen, ob sie auf Erdöl oder Kohle ausweichen können. Für die Stromerzeugung ist das sinnvoll. Die Gaskraftwerke müssen von reaktivierten Kohlekraftwerken abgelöst werden. Am günstigsten ist die Verstromung der heimischen Braunkohle. Damit werden niedrige Preise und Unabhängigkeit vom Ausland erreicht.

Eine sichere und preisgünstige Beschaffung von Erdgas ist nur durch Fracking  auch in Deutschland möglich. In dem Schiefergestein unter Deutschland lagern Gas und Öl für Jahrzehnte. Es wird spannend, wann sich die Regierung dazu durchringt, diese Bodenschätze zu heben.

Die hohen Steinkohlenpreise können zu einer wirtschaftlichen Förderung in Deutschland führen. Der Aufschluss neuer Zechen sollte überdacht werden.

Bezahlbarkeit

Statt der geplanten Finanzierungshilfen für teure Energie sollten die riesigen Kosten der Energiewende von mehr als 50 Milliarden Euro jährlich hinterfragt werden. Die Energiewende zur Minderung der CO2-Emissionen aus fossilen Brennstoffen sei für die Weltklimarettung erforderlich, behaupten die ideologischen Verfechter. Mehr CO2 in der Luft soll vermeintlich zu einer kritischen Erderwärmung führen. Mehr CO2 verbessert aber auch den Pflanzenwuchs. Danach muss es einen optimalen CO2-Gehalt in der Luft geben, der einen ausreichenden Pflanzenwuchs und eine tolerierbare Erderwärmung erwarten lässt. Einen solchen Wert hat weder der Weltklimarat veröffentlicht noch wurde darüber auf den vielen Weltklimakonferenzen diskutiert. Ohne diesen Richtwert ist die Klimarettung und damit die Energiewende Makulatur.

Mit der Beendigung der Energiewende kann die Energie um mindestens 50 Milliarden Euro im Jahr verbilligt werden. Dazu müssen die CO2-Bepreisung und die Subventionierung der Fakepower werden. Mit diesen Maßnahmen kehrt Deutschland wieder zu bezahlbaren Energiekosten zurück.

Forderung an die Politik

Deutschland hat mit der Energiewende die Kosten der industriellen Fertigung und der Lebenshaltung weit über den Durchschnitt der Industriestaaten in die Höhe getrieben. Viele Industriebetriebe haben ihre Produktionen in Länder mit preiswerter und berechenbarer Energie verlagert. Der Überfall Russlands auf die Ukraine war Anlass, die Kohle-, Erdöl- und  Erdgasimporte aus Russland zu stoppen. Russland sollte damit wirtschaftlich geschädigt werden. Doch mit dem daraus resultierenden Energiemangel wird in Deutschland Wohlstand vernichtet und Betriebe stillgelegt, während Russlands Währung durch den Energieverkauf in andere Länder stabiler wird. Das Embargo greift für Energie nicht.

Deutschland muss sich verstärkt auf seine eigenen Energiequellen stützen, um weniger erpressbar zu werden. Die sogenannten regenerativen Energien (Fakepower) gehören nicht dazu. Deren Nutzung ist ein volkswirtschaftlicher Verlust. Wir brauchen zum Reduzieren der Energiekosten kein Geld aus der Notenpresse und weiterer staatlicher Verschuldung, sondern eine sachliche Energiepolitik. Dann ist Energie bezahlbar.

NAEB e.V. Stromverbraucherschutz

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