Am Bedarf der Industrie vorbei
EU-Forschungsprogramme kommen oft zu spät
EU-Forschungsprogramme für Industrieunternehmen sind ein wichtiger Baustein, um Europas Position im globalen Wettbewerb zu sichern. Aber die Programme kommen oft zu spät und ihre Einstiegshürden sind zu hoch. Der VDMA fordert daher eine bessere Zusammenarbeit der EU-Behörden mit der Industrie.
Immer weniger mittelständische Firmen bewerben sich um eine Teilnahme an EU-Forschungsprogrammen. Der VDMA sieht dafür vor allem drei Gründe: Erstens führen geringe Erfolgschancen in Verbindung mit einem hohen Aufwand für die Antragstellung zu Frustration. Zweitens werden die Programme zu oft an kurzfristigen politischen Trends ausgerichtet und vernachlässigen den wichtigen technologischen Bedarf der Industrie. Und drittens stimmt häufig das Timing nicht: Dringende Themen werden oft erst zwei oder drei Jahre später in Arbeitsprogrammen aufgegriffen.
„Für den Maschinen- und Anlagenbau als Technologieintegrator und Lösungsanbieter für eine Vielzahl von Branchen sind EU-weite Forschungskooperationen entscheidend”, sagt dazu der stellvertretende VDMA-Hauptgeschäftsführer Hartmut Rauen. „Angesichts der Herausforderungen, mit denen die EU und ihre Industrie konfrontiert sind – vom Klimawandel und der Ressourcenknappheit bis hin zu technologischer Souveränität und Wettbewerbsfähigkeit –, brauchen wir mehr denn je neue, innovative und nachhaltige Lösungen. Es ist daher alarmierend, dass immer weniger Unternehmen Interesse an EU-Forschungsprogrammen zeigen und dass die Themensetzung für die Industrie immer weniger relevant ist", bemängelt Rauen.
Aus Sicht des VDMA braucht es daher neue Ansätze: Vor allem müssen viel mehr Unternehmen durch niedrigschwelligere und schnellere Instrumente den Weg in die EU-Programme finden. Außerdem müssen die Prioritäten klarer auf den technologischen Vorsprung ausgerichtet werden, den die Unternehmen für ihre Wettbewerbsfähigkeit und den grünen Wandel brauchen. Zudem können Plattformen und Partnerschaften, in denen Industrie, Wissenschaftler, Investoren und politische Entscheidungsträger zusammenkommen, die Transformation unterstützen.
„Wir rufen die Entscheidungsträger der EU-Forschungspolitik auf, sich mit der Industrie zusammenzutun. Wir haben eine Menge zu bieten: Das Fachwissen über Technologien und Märkte, aber auch die richtige Interpretation von Forschungsergebnissen. Die Industrie kann die privaten Investitionen mobilisieren, die notwendig sind, um auch europaweit die Forschungsintensität endlich auf 3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts zu erhöhen – ein Ziel, das die EU seit Jahrzehnten verfehlt. Es ist jetzt an der Zeit, den Schulterschluss zu suchen", fordert der stellvertretende VDMA-Hauptgeschäftsführer.
Über den VDMA
Der VDMA vertritt rund 3500 deutsche und europäische Unternehmen des Maschinen- und Anlagenbaus. Die Industrie steht für Innovation, Exportorientierung und Mittelstand. Die Unternehmen beschäftigen rund vier Millionen Menschen in Europa, davon mehr als eine Million allein in Deutschland. Der Maschinen- und Anlagenbau steht für ein europäisches Umsatzvolumen von rund 800 Milliarden Euro. Im gesamten Verarbeitenden Gewerbe trägt er mit einer Wertschöpfung von rund 270 Milliarden Euro den höchsten Anteil zum europäischen Bruttoinlandsprodukt bei.