Ernst, aber nicht aussichtslos
Der Verband der Deutschen Drehteile-Industrie wertet das Jahr 2022 aus
Gemischte Gefühle hat der Verband der Deutschen Drehteile-Industrie bei seinem Rückblick auf das Jahr 2022. Positiv stimmen der hohe Exportanteil und die durchschnittliche Auftragsreichweite. Sorgen bereiten dagegen nach wie vor die gestiegenen Material- und Energiekosten sowie anhaltende Probleme bei der Suche nach geeigneten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.
Wie ist die Stimmung bei den Mitgliedern des Verbands der Deutschen Drehteile-Industrie? Eindeutige Antworten auf diese Frage liefert die jährliche Umfrage, deren Ergebnisse der Verband jetzt ausgewertet hat. Für das Jahr 2022 beteiligten sich 44 Unternehmen mit insgesamt 8.835 Beschäftigten.
Das vergangene Jahr in Zahlen: Die Umsatzentwicklung ist mit 9,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr positiv, liegt aber deutlich unter dem Wert von 2021 mit 19,5 Prozent. Hier wirken sich zusätzlich die gestiegenen Materialkosten spürbar aus – es wurde ein Materialkostenanteil am Umsatz von 35,6 Prozent (Vorjahr: 31 Prozent) ermittelt. Deshalb fällt der Wert für den bereinigten Umsatz mit 1,6 Prozent sehr niedrig aus. Auch die Wertschöpfung liegt mit 2,4 Prozent deutlich unter den 13,3 Prozent im Jahr 2021. Wenig erfreulich für die befragten Unternehmen sind zudem die Auftragseingänge, die nur noch um 4,3 Prozent zugenommen haben. Hier ist die Diskrepanz zu 2021 besonders hoch: Damals lag der Wert bei 40,5 Prozent.
Exportanteil und Auftragsreichweite passen
Positiv stimmt dagegen der Exportanteil: Dieser liegt mit 40,4 Prozent auf einem Allzeithoch. Ebenfalls beachtlich ist laut Lagebericht die Auftragsreichweite mit 37,6 Wochen. Dieser Wert hat sich gegenüber 33,9 Wochen im Vorjahr nochmals gesteigert. In nächster Zeit melden 63 Prozent der Unternehmen weiteren Personalbedarf an, nachdem die Beschäftigtenzahl in 2022 um etwa ein Prozent und damit das dritte Jahr in Folge zurückgegangen ist. Auch die Personalkosten sind mit 32,1 Prozent wieder etwas gesunken. Das Thema Kurzarbeit spielte nur noch bei 9 Prozent der befragten Unternehmen eine Rolle, dieser Wert folgt dem allgemeinen Trend in der Industrie.
Die aktuell immer noch instabile weltpolitische Lage mit ihren Auswirkungen auf Lieferketten, Energie- und Materialpreise verunsichert die Unternehmen. Das spiegeln die Investitionen wider, die gegenüber dem Vorjahr wieder leicht fielen. Die Kennziffer Investitionen/Umsatz sinkt auf 5,1 Prozent und bleibt damit im dritten Jahr in Folge auf einem niedrigen Wert. Die erfassten realen Investitionen pro Mitarbeiter liegen mit 8.040 Euro etwas unter der Zahl von 2021. Die Gelder fließen nach wie vor hauptsächlich in die Produktion – mit 82 Prozent sank der Wert im Vergleich zum Vorjahr mit 86 Prozent nur minimal.
Leichte Verbesserung in Sicht
Die Aussichten für das erste Halbjahr 2023 stimmen viele Mitgliedsunternehmen nur wenig optimistisch. Waren im vergangenen Jahr noch 31 Prozent davon überzeugt, dass sich die Geschäftsentwicklung verbessern wird, sind es jetzt nur noch 14 Prozent. 56 Prozent gehen von einer gleichbleibenden Entwicklung aus, und die restlichen 30 Prozent rechnen damit, dass die Lage in den ersten Monaten des aktuellen Jahres eher noch schwieriger wird. Trotz trüber Aussichten zählt Verbandsgeschäftsführer Werner Liebmann eher zu den Optimisten und wagt einen Ausblick: „Wir gehen insgesamt von einer leichten Verbesserung im zweiten Halbjahr 2023 aus, sollten aber trotzdem vorsichtig planen.“