Die Handelsplattform Seventools im Fokus

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Die Beschaffung im Maschinenbau wird digitaler

Hermann Diebold (li) und Jörg Bahnemann sind die Erfinder von Seventools, das auf deren jahrzehntelangen Erfahrung im Einkauf fußt. Seventools ist ein disruptives Modell für den modernen Online-Einkauf von Fertigungs- und Betriebsmitteln, mit dem Umwege über den Einkauf oder das ERP-System Geschichte werden.

Neue Online-Beschaffungswege helfen allen Beteiligten im Bestellprozess viel Aufwand und Manpower zu sparen. Hermann Diebold und Jörg Bahnemann erläutern in einem Interview die Vorteile anhand ihrer eigenen Bestellplattform Seventools.

Wie ist aktuell der Stand bei der Beschaffungsplattform Seventools?

Hermann Diebold: Ich würde es mal so überschreiben: It`s time for a change! Die Plattform Seventools ist seit Oktober 2021 online. Jetzt ist es Anfang 2025, also über drei Jahre später. Die Branche beginnt jetzt langsam zu verstehen, dass der Handel mit Werkzeugen digitaler wird. Wir sitzen allerdings immer noch wie das Kaninchen vor der Schlange, weil die ganze Branche am liebsten weiterhin alles so macht wie bisher.

Ich möchte einen Essay von Gunter Dueck zitieren: Wie sollen Unternehmen mit dem digitalen Wandel umgehen? Betrachten sie einmal Ihre Firma mit den Augen eines 15-Jährigen - und ändern sie alles, was er im digitalen Sinn überholt und altmodisch findet. Auf diese Weise können sich Unternehmen deutlich im Spiegel sehen, aber - und hier liegt das Kernproblem – sie arbeiten meist lieber mit den erkannten Fehlern weiter, das ist bequemer. Weil sich viele vor der Therapie fürchten, blenden sie die Diagnose aus. Alteingesessene Branchen neigen dazu, sich für perfekt, mindestens aber unangreifbar zu halten. Dafür gibt es Beispiele: Automobilindustrie, Einzelhandel oder Stromversorger.

Hier das anschauliche Beispiel vom „Fat Smoker“. Er kennt sein Problem und die Lösung, aber er rafft sich nicht auf. Auch in Wirtschaft und Politik bleibt der nötige Ruck für einen Turnaround aus. Das ist die Misere so vieler „Ausreichend“-Unternehmen. Sie und ihre Mitarbeitenden wissen, dass sie agiler werden und sich grundlegend wandeln müssen, aber es passiert wenig bis nichts.

Wie steigern Sie dennoch den Bekanntheitsgrad der Plattform?

Jörg Bahnemann: Wir konnten bisher aus Budgetgründen noch keine nennenswerten bezahlten Werbecampagnen machen. Alles Geld wurde in die Entwicklung der Plattform gesteckt. Wir sind auch kein Start-Up, das von Investoren mal kurz ein paar Millionen bekommen hat. Wir sind vollständig eigenfinanziert.

Uns ist auf unserem Weg der Digitalisierung eines klargeworden: Wer als Hersteller mit seiner Marke digital nicht über einen eigenen Online-Shop hinaus präsent ist, wird zukünftig auch nicht gefunden, realisiert somit nicht den möglichen Umsatz.

Seventools ist sehr aktiv auf Social Media und in der Direktwerbung. Dort werden die Vorteile der Plattform rauf und runter aus dem Blickwinkel der Anbieter und der Käufer erklärt. Vieles was die Plattform kann, ist in der Branche oder sogar überhaupt im digitalen B2B Geschäft bisher nicht bekannt. Es ist also etwas Neues und Neues muss man geduldig oft wiederholen, bis es bei den etablierten Beschaffern ankommt.

Ein Beispiel ist die Rabattanfrage, die man über die Plattform an die Anbieter stellen kann. Ein Käufer kommuniziert also mit einem Anbieter und bekommt Rabatte zugewiesen. Das gibt es bisher so auf keiner anderen Plattform. Bis dato kann man nur zu den vorgegebenen Preisen Waren in den Warenkorb legen und bestellen. Zweites Beispiel: Jeder im Unternehmen kann bestellen und greift auf diese Rabatte zu. Kein Umweg mehr über den Einkauf oder das ERP-System. Drittes Beispiel: Seventools macht die ganze Transportabwicklung, auch grenzüberschreitend inclusive Verzollung, wenn die Ware in die Schweiz geht oder umgekehrt. Das kann bisher keine Plattform. Nicht einmal Amazon kann das. Ich könnte hier noch viele Beispiele aufzählen die wir als Praktiker für Praktiker gemacht haben.

Was ist denn das disruptive an der Plattform Seven Tools?

Diebold: Mit unserer Plattform Seventools sind wir der Zeit lange voraus. Die Entwicklung ist fertig, alle Prozesse und die Lieferketten funktionieren und es sind bereits über 50.000 Produkte im Angebot. Vollständig sind wir aber erst, wenn wir 500.000 Werkzeuge auf der Plattform haben werden. Aber das wird kommen. Es gibt bereits Werkzeugdatenbanken, auf denen man diese 500.000 Werkzeuge finden kann. Kaufen kann man sie dort aber nicht. Also muss man in den Shop des jeweiligen Herstellers/Händlers gehen und klassisch wie bisher ein Angebot einholen.

Bahnemann: Fast alle Hersteller haben in eigene Webshops viel Geld installiert. Man kann aber über diese Webshops nur von dem jeweiligen Hersteller kaufen, nicht von mehreren. Man sieht nur seine Technologie. Klar findet man dort in der Regel auch das passende Produkt, aber durch unsere Plattformlösung kommt eine ganz neue Angebotssituation und Vergleichsmöglichkeit zustande.

Käufer tauschen dadurch ganz schnell ihre langjährigen Lieferanten aus, wenn der nicht gelistet ist. Der Hersteller hat gar keine Chance, dies zu verhindern. Also ist sein bisheriges Geschäftsmodell in Gefahr. Den Lieferanten zu wechseln ist aber kein Risiko, denn auf unserer Plattform gibt es nur Markenprodukte. Eigenmarken, die die klassischen Händler seit Jahren pushen und unter denen sich Billigprodukte verstecken können, gibt es bei uns auf keinen Fall.

Diebold: Jetzt zu der Frage was daran disruptiv ist: Die kommenden Generationen junger Leute wollen digitale Beschaffungswege und Informationsquellen. Im privaten Bereich sind fast alle Menschen digital unterwegs und sind es gewohnt, tagtäglich online einzukaufen. Im Business ist das noch sehr wenig verbreitet. Die jungen Mitarbeiter wollen aber gar nicht mehr, dass ein Vertreter sie ständig besucht und ihnen Schokolade mitbringt. Sie sehen es sogar als Zeitverlust.

Seventools ist also ein disruptives Modell für modernen Online-Einkauf. Denken Sie nur an das disruptive Modell von Tesla in der Autoindustrie und was dort passiert ist.

Was tun die klassischen Werkzeughändler dagegen?

Diebold: Sie machen alles weiter wie bisher. Sie schicken Horden wenig erfahrener Verkäufer los. Sie kaufen die Produkte weiterhin bei den Herstellern und lagern sie bei sich ein. Der Hersteller muss dafür 50 Prozent seines Listenpreises opfern. Die Händler machen bisher einen guten Job, das steht außer Frage, sie haben eine hohe Lieferbereitschaft durch die Lagerbestände. Die Hersteller müssen dafür aber im Durchschnitt 50 Prozent ihrer Listenpreise abgeben, also um den Preis hoher Vertriebskosten.

Bahnemann: Die Händler haben natürlich auch ihren Verkauf digitalisiert, mit tollen Online-Shops und tollen Produkt-Findern. Aber das Modell ist immer noch das Gleiche geblieben. Ware kaufen, transportieren, einlagern, auslagern, verschicken, berechnen. Seventools hingegen macht den Direktvertrieb: die Ware geht vom Hersteller direkt zum Käufer. Es gibt zudem nur eine Rechnung für verschiedene Waren von verschiedenen Herstellern aus verschiedenen Ländern.

Interessanterweise sind die jungen Leute heute schon die Einflüsterer für die Einkäufer in den Firmen, weil sie Information haben, die diese oft nicht besitzen. Dank ihrer Online-Fitness merken sie sehr schnell, wie und wo sie Markenware günstig und schnell beziehen können.

Sind noch andere Veränderungen im Handel zu erkennen?

Diebold: Oh ja. Kürzlich hatten wir in unserem Produktionsbetrieb der Diebold Goldring Werkzeugfabrik Besuch von unserem Vertreter aus Italien. Seine Erzählungen haben mir die Augen weiter geöffnet und klar gezeigt, dass wir mit unserer Idee für die Plattform genau richtig liegen und dass die Beschaffung von Werkzeugen und Werkstattzubehör zukünftig zum großen Teil digital ablaufen wird.

Was ist passiert? Ein paar große Händler in Italien sind dabei, regionale Distributoren, also die kleinen Händler am Endpunkt, zu übernehmen. Ich hätte fast gesagt, zu kaufen. Aber die sind oft nichts mehr wert, da nicht selten ein Nachfolger fehlt, der das Unternehmen wie bisher weiterführen würde. Ein Grund für das geringe Nachfolgeinteresse ist, dass zwischen dem Importeur und den Distributoren bisher immer Agenten geschaltet waren, die diese kleinen Händler betreuten.

Dazu ein Beispiel. Der Importeur kauft ein Produkt für 100 Euro, der Agent vermittelt das Produkt für 150 Euro an den Händler und der verkauft es für 200 Euro an den Endkunden. Das hat bisher gut funktioniert weil die Käufer von den Herstellern durch Handelsverträge mit deren Importeuren abgeschnitten waren. Jetzt kaufen aber die Endverbraucher digital direkt beim Hersteller für diese 100 Euro plus ein paar Prozent Transportkosten ein. Sie sparen dadurch kräftig und schonen ihr Budget.

Die Veränderung auf dem italienischen Markt ist das beste Beispiel für digitalen Wandel. Italiener sind IT-affin. Sie werden schnell herausfinden, wie man sogar bessere Ware als bisher zu noch günstigeren Preisen beschaffen kann. Und wer möchte nicht etwas Besseres fürs gleiche Geld?

Bahnemann: Noch ein Beispiel: Wenn ein Produkt in Deutschland 100 Euro kostet, so kostet es in der Schweiz 156 Franken beim Händler. Kauft der Kunde direkt, dann bezahlt er nur 93 Euro für das Produkt, weil der Schweizer Franken stärker ist als der Euro. Plus ein paar Euro Versandkosten und Zoll-Administration. Und schon ab zwei Stück hat er Geld gespart. Und mit jedem weiteren Stück das er bestellt, hat er die volle Differenz von 156-93=63 Euro pro Stück in der Tasche. Die volle Differenz deswegen, weil Transportkosten und Verzollung nicht mehr ins Gewicht fallen.

Der Schweizer Markt wird somit für Direktverkäufer aus Deutschland täglich interessanter und genauso ist dieser Beschaffungsweg für Schweizer Kunden höchst attraktiv.

Welche Vorteile haben Käufer und Hersteller monetär?

Diebold: Bei der klassischen Beschaffung sind für den Käufer bisher 20 Vorgänge notwendig bis die Ware da ist und die Rechnung bezahlt ist. Beschaffungen über Seventools benötigen nur acht Schritte, was einer Aufwandseinsparung von 60 Prozent entspricht. Hersteller die über Seventools verkaufen, müssen nur die Ware ausfassen und verpacken sowie das Versandetikett draufkleben. Der Spediteur kommt automatisch und liefert am nächsten Tag aus. Das ist eine Einsparung an Abwicklungsaufwand von 30 Prozent.

Datentransparenz, schnelle Wiederbestellung mit nur zwei Klicks, Statistiken über Ein- und Verkäufe, Beschaffungsmöglichkeit durch alle Berechtigten sparen nochmals 30 Prozent des Aufwandes ein. Über die Werkzeugverwaltung die Seventools anbietet, kann der ganze Bestellprozess automatisiert werden sobald ein Mindestbestand unterschritten ist. Die Werkzeugverwaltung in Kombination mit der digitalen Beschaffung spart alleine in diesem Bereich 30 Prozent des Aufwandes ein.

Modernisierung und Kostenreduzierung findet somit in vielen Bereichen statt. Die Unternehmensinhaber und die Geschäftsführer, die Seventools einsetzen, freuen sich darüber sehr, weil sie bei den derzeitigen Entwicklungen enorm kostengetrieben und zur dauernden Rationalisierung gezwungen sind.

Haben Sie weiterhin die Geduld auf ein breites Anspringen der digitalen Beschaffung zu warten?

Diebold: Ja, die haben wir, weil neue Methoden einfach ihre Zeit brauchen. Neue Verfahren brauchen auch Zeit, um bekannt zu werden und in die Köpfe der Entscheider zu kommen. Parallel zu den Ländern Deutschland, Schweiz und Liechtenstein werden wir andere europäische Länder bedienen, so wie angesprochen Italien. Wir sind uns sicher, dass diese Länder schneller auf den digitalen Zug aufspringen werden. Das ist ein bisschen wie bei der Deutschen Bahn, diese hat den Zug schon verpasst. Andere Länder können das wesentlich besser.

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